Büttgen – Die aktuelle Flüchtlingssituation zwingt die Radsportjugend dazu, das 2. Festival der Radsportjugend abzusagen. Geplant war ein großes Radsportfest, das am 7. November im Sportforum Kaarst Büttgen stattfinden sollte. Da die Stadt Kaarst jedoch kurzfristig die Unterbringung von 150 Flüchtlingen im Sportforum plant, bleibt dem Jugendvorstand keine andere Wahl.
Geplant war im Sportforum ein Radsportfest zu dem bereits Gäste über die NRW-Landesgrenzen hinaus ihr Kommen zugesagt hatten. Von Kunstradsport über Trial, BMX und Bahnradsport, die ganze Breite des Radsports hätte man hier hautnah erleben und sogar ausprobieren, können. Deutsche Meister und Weltmeister hatten ihr Kommen bereits angekündigt, Teampräsentationen, Autogrammstunden, Interviews und eine große Tombola waren in Vorbereitung.
„Die Planungen für die Veranstaltungen liefen bis vor 14 Tagen auf Hochtouren, doch dann bekamen wir die Meldung, dass das Sportforum in den nächsten Wochen und Monaten als Flüchtlingsunterkunft dienen soll“, so Jugendleiterin Simone Schlösser. Wir stoppten zunächst den Versand der Einladungen an die Ehrengäste. Auch die Informationen an Schulen und Kindergärten in Kaarst und Umgebung liegen seitdem in den Schubladen. Hier war ein großer Schulwettbewerb zusammen mit den ortsansässigen Vereinen SG Kaarst und VfR Büttgen geplant. Die Kids sollten verschiedene Radsportdisziplinen ausprobieren, für die aktivste Klasse und sportlichste Schule hätte es Preise gegeben. Für die Kleinsten aus den Kitas waren Laufradrennen und das „Laufrad-KIBAZ“ (Kinderbewegungsabzeichen) geplant. Gespräche mit Sponsoren mussten abgesagt werden und auch die große Jugendsportlerehrung für die erfolgreichsten NRW-Radsportler fällt nun aus.
Jugendfachkraft Jessica Willemsen versuchte zwar für die Jugendsportlerehrung noch eine Ausweichhalle zu organisieren, aber die derzeitige Hallensituation in und um Kaarst ließ auch diesen Versuch schnell scheitern. Auch für eine „abgespeckte“ Veranstaltung haben wir derzeit keine Planungssicherheit. Selbst wenn wir jetzt eine Halle zugesagt bekämen, wissen wir nicht, ob uns diese am 7. November tatsächlich noch zur Verfügung steht, so das Fazit der Radsportjugend.
Keiner weiß, wie sich die derzeitige Flüchtlingssituation weiter entwickelt. Deshalb haben wir uns leider zu diesem Schritt – der Absage unseres Festivals – entscheiden müssen. „Für den Radsport und besonders für unsere Jugend tut es mir sehr leid“, so Schlösser. Aber als Sportverein hat man es in diesen Tagen besonders schwer, vor allem wenn man auf Sporthallen angewiesen ist. Die Kommunen scheinen mit dieser Situation auch überfordert zu sein.
Wir hören von immer mehr Vereinen, dass der Trainingsbetrieb eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich ist, weil Sporthallen mit Flüchtlingen belegt werden. Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen, kann und darf nur die letzte aller Optionen sein. Zum Einen vor dem Hintergrund einer „menschenwürdigen“ Unterbringung, zum Andern geht es möglicherweise um die Existenz von Sportvereinen, vor allem aber um die Motivation der dort ehrenamtlich tätigen Mitglieder.
Bei der Radsportjugend ist man dennoch trotz der bedrückten Stimmung zuversichtlich, dass das Festival zu einem späteren Zeitpunkt im nächsten Jahr stattfinden kann. Vielleicht dann auch an einer ganz anderer Stelle…