Duisburg/Willich – Josef Pooschen, langjähriges Präsidiumsmitglied im Radsportverband NRW und Bundeskoordinator Kunstradfahren, ist tot. Er starb in der Nacht zum 09. November 2020 in seinem Heimatort Willich nach längerer Krankheit.
Seit 1953 war Pooschen im Kunstradfahren aktiv. Zunächst im Tourenclub Schiefbahn, später dann beim Radsportverein „Opel“ Neersen. Schon 1960 begann seine Laufbahn als Funktionär mit der Position des Fachwartes Kunstfahren im Radsportbezirk Krefeld. 1964 legte er seine Prüfung zum Bundeskampfrichter im Bund Deutscher Radfahrer ab.
Pooschens Fachwissen, vor allen Dingen aber seine Liebe zum Kunstfahren, ließ ihn dann auch sehr schnell 1969 in den Vorstand des Radsportverbandes NRW als Landesfachwart Kunstfahren und Radball kommen. 1984 wechselte der ambitionierte Karnevalist, zweimalige Karnevalsprinz und Wintersportler als Vizepräsident Hallenradsport in das Präsidium des Radsportverbandes. Einige Jahre besetzte er die Position des stellvertretenden Präsidenten. Erst 2017 zog er sich aus der aktiven Vorstandsarbeit zurück und wurde für seine Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt.
Auch der Bund Deutscher Radfahrer konnte und wollte auf Pooschens Unterstützung nicht verzichten. 1990 wurde er als Bundesfachwart, später Koordinator, Kunstfahren in den Bundeshauptausschuss berufen. Bis 2013 führte er das Kunstfahren in moderne Zeiten u. a. durch die Einführung eines Meldesystems.
Gute Kontakte zu den Medien halfen ihm dabei, immer wieder seinen faszinierenden Sport auch im Fernsehen zu platzieren. Die Modernisierung des Reglements und ein gutes Verhältnis zum Partnerverband Solidarität sorgten für eine starke Aufmerksamkeit durch den Weltradsportverband UCI und das europäische Pendant UEC. Die Vergabe zahlreicher Weltmeisterschaften nach Deutschland sind nicht nur dem hohen Niveau der deutschen Athleten geschuldet. Pooschen hat durch seine ruhige Art immer für eine mustergültige Veranstaltung garantiert. Pooschens Erfahrungen ließen ihn auch immer wieder an Tagungen der UCI Hallenradsportkommission teilnehmen.
Gerne wurde Pooschen aber auch als BDR-Delegationsleiter für die Weltmeisterschaften eingesetzt, sorgte er doch immer für eine ruhige und entspannte Stimmung im Team. Die Austragungen in Asien haben ihn besonders beeindruckt. Zuletzt war er 2013 in Basel im Einsatz. Trotz seiner vielen Ämter mit großer Verantwortung, vergaß er nie den Sportler als Persönlichkeit. Zu vielen Weltmeistern pflegte er bis zu seinem Tod einen freundschaftlichen Kontakt. Genauso ließ sich der Willicher aber auch auf Vereins- und Bezirksebene sehen und gab seine Erfahrung uneigennützig an die Basis weiter.
Auszeichnungen gab es viele. Das Bundesverdienstkreuz wurde ihm 2000 verliehen. Ebenso erhielt er die Goldene Ehrennadel mit Brillanten des Radsportverbandes NRW sowie die goldene Ehrennadel des BDR. Noch 2017 wurde er mit der Ehrenplakette der Stadt Willich ausgezeichnet.
Mit Josef Pooschen verliert der Radsportverband NRW, aber auch der gesamte deutsche Hallenradsport, einen seiner prägendsten Persönlichkeiten. Über viele Jahrzehnte entwickelte er den deutschen Hallenradsport zu einer internationalen Größe. Der Radsport in NRW und in Deutschland wird ihn sehr vermissen.
(Stefan Rosiejak)