Duisburg – Das Coronavirus beherrscht seit Wochen das tägliche Leben. Privat, beruflich und auch sportlich ist vieles eingeschränkt. Das Training ist für Radsportler zwar möglich, ans Rennen fahren ist vorerst aber nicht zu denken. Wir haben die Trainer und Teamleiter des Radsportverbandes NRW zu der Situation befragt. Unsere kleine Interview-Reihe setzen wir fort mit Markus Schellenberger, Koordinator Leistungssport.
Wie stark rücken die aktuellen Nachrichten für dich als Trainer in den täglichen Fokus?
Markus Schellenberger: Die aktuelle Situation rückt schon stark in den Mittelpunkt. Die „Zwangspause“ wird derzeit von Sportlerinnen und Sportler und dem Trainerstab aber ganz gut gemeistert, schwieriger wird aus meiner Sicht der Wiedereinstieg in den Sportbetrieb werden. Zumal eine konkrete Zeitplanung nicht abschätzbar ist.
Zusammen mit den Rennfahrern habt ihr die Saison und mögliche Höhepunkte besprochen. Wie stellt man die Sportler in dieser ungewissen Zeit, in der sich die Absagen häufen, mental ein?
Schellenberger: Hier sind wir aus meiner Sicht noch in der ersten Phase und noch besteht ja die Hoffnung auf Wettkämpfe im Spätsommer beziehungsweise Herbst. Somit kann man durch abwechslungsreiche Trainingseinheiten, gegebenenfalls auch mit Trainingsinhalten für die sonst keine Zeit bleibt, doch ganz gut die Motivation oben halten. Richtig schwierig wird es werden, falls die Saison komplett ausfallen muss.
Die ursprünglichen Trainingspläne sind wegen dem Coronavirus über den Haufen geworfen. Wie sieht das aktuelle Programm für die Sportler aus, was steht jetzt im Vordergrund?
Schellenberger: Wir sind ja mit unserer Sportart in der glücklichen Lage noch auf der Straße beziehungsweise im Gelände trainieren zu können und haben durch das gute, sonnige Wetter beste Trainingsbedingungen. Also kann sich im Moment jeder bestmöglich auf den Tag X der ersten Wettkämpfe vorbereiten. Die Schwerpunkte werden dabei von den jeweilig zuständigen Trainern individuell vorgegeben.
Wie wichtig wird das virtuelle Angebot, sich „gemeinsam“ vor dem Bildschirm zum Radfahren zu treffen? Und könnt ihr euch vorstellen, dass das oder Teile davon im Training oder Vorbereitung eine Rolle spielen?
Schellenberger: Das virtuelle Training bietet schon einen recht guten Ersatz, um sich mal gemeinsam zu treffen und vor allem um sich mit anderen zu messen. Mit der zunehmenden Digitalisierung werden solche Formate sicherlich zukünftig auch eine größere Rolle im Radsport spielen, damit werden wir Teile davon bestimmt auch künftig in unsere Trainingsarbeit integrieren. Allerdings können sie den realen Wettkampf zum Glück noch nicht abbilden.
Bringt diese Zeit über die Corona-Krise hinaus im täglichen und sportlichen Leben ein Umdenken mit sich?
Schellenberger: Ich vermute schon, allein durch diese „Entschleunigung“ bleibt doch jedem wieder mehr Zeit auf sich und seine Umwelt zu achten. Radfahren könnte hier bei vielen nochmals stärker in den Fokus als Freizeitbeschäftigung rücken, oder gar auch zukünftig als Mobilitätsalternative stärker berücksichtigt werden. Daneben hoffe ich, dass die Wertschätzung für die Arbeit in unseren Vereinen – durch den Zwangsverzicht – wieder wächst und wir die Rückkehr zur „Normalität“ gemeinsam gut bewältigen können.