Duisburg – Der Corona-Virus beherrscht seit Wochen das tägliche Leben. Privat, beruflich und auch sportlich ist vieles eingeschränkt. Das Training ist für Radsportler zwar möglich, ans Rennen fahren ist vorerst aber nicht zu denken. Wir haben die Trainer und Teamleiter des Radsportverbandes NRW zu der Situation befragt. Unsere kleine Interview-Reihe setzen wir fort mit Markus Schulte-Lünzum, Landestrainer MTB.
Wie stark rücken die aktuellen Nachrichten für dich als Trainer in den täglichen Fokus?
Markus Schulte-Lünzum: Mitte März wurde natürlich täglich geschaut, welche Rennen abgesagt und welche neuen Maßnahmen beschlossen wurden. Derzeit sind die Rahmenbedingungen ja relativ konstant (und akzeptabel für Radsportler), sodass zumindest das Training strukturiert werden kann, auch wenn keiner weiß, wann wieder Wettkämpfe stattfinden.
Zusammen mit den Rennfahrern habt ihr die Saison und mögliche Höhepunkte besprochen. Wie stellt man die Sportler in dieser ungewissen Zeit, in der sich die Absagen häufen, mental ein?
Schulte-Lünzum: Als Trainer versucht man zum einen, den Sportlerninnen und Sportlern vor Augen zu führen, dass wir mit den Beschränkungen dennoch unseren Sport ausüben können. Das müssen wir zu schätzen wissen. Zum anderen versucht man, für das Training Herausforderungen und Ziele für die Sportlerinnen und Sportlern zu formulieren.
Die ursprünglichen Trainingspläne sind wegen dem Coronavirus über den Haufen geworfen. Wie sieht das aktuelle Programm für die Sportler aus, was steht jetzt im Vordergrund?
Schulte-Lünzum: Einen Schritt rückwärts: Von der heißen Phase der Wettkampfvorbereitung zurück zum Grundlagentraining. Ganz wichtig: auch mental wieder etwas Druck rausnehmen, die Situation akzeptieren und Spaß auf dem Bike haben.
Wie wichtig wird das virtuelle Angebot, sich „gemeinsam“ vor dem Bildschirm zum Radfahren zu treffen? Und könnt ihr euch vorstellen, dass das oder Teile davon im Training oder Vorbereitung eine Rolle spielen?
Schulte-Lünzum: Das virtuelle Fahren auf Zwift und Co. boomt gerade. Ich habe aber noch keine Erfahrung damit gemacht und meine noch sehr jungen Sportler nutzen dies teils nur sehr begrenzt.
Bringt diese Zeit über die Corona-Krise hinaus im täglichen und sportlichen Leben ein Umdenken mit sich?
Schulte-Lünzum: Wenn das eine Frage an mich persönlich ist: Ja, ich hoffe. Mehr Besinnung auf das sich selbst, seine Gesundheit, seine eigenen Ziele und die Menschen in seinem direkten Umfeld anstatt das Streben nach immer stärkerem Wachstum in der Gesellschaft. Ich meine damit nicht, dass Entwicklung und Wachstum schlecht sind, die Balance muss stimmen.