Team SKS Sauerland NRW: Knolle fährt 400 Kilometer an einem Tag

Jon Knolle. Foto: Stefan Rachow

Trotz Rennpause wegen des Corona-Virus können Radsportler weiter trainieren. Zwar ist das in einigen Bereichen nur eingeschränkt möglich, aber Ausreden gibt’s keine. Auch die Sportler des Team SKS Sauerland NRW spulen weiter ihre Kilometer ab – mit ungewöhnlichen Aktionen: So versuchen die einzelnen Fahrer die freie Zeit zu überbrücken und in Form zu bleiben. Rund die Hälfte der Fahrer nimmt an der neuen virtuellen Bundesliga teil, die anderen Athleten fahren lange Einheiten und versuchen mit intensiven Abschnitten die Rennhärte zu behalten. Dass Jon Knolle besonders fleißig ist, zeigte er am vergangenen Wochenende. Nachdem er am Samstag im Online-Einsatz um Liga-Punkte kämpfte, fuhr er am Sonntag eine Trainingstour über 400 Kilometer. Bei der extrem langen Einheit ging es für Knolle bis nach Düren und zurück. Vor Ort absolvierte er die originale Strecke von „Rund um Düren“. Dort hätte Anfang des Monats der Bundesliga-Auftakt stattfinden sollen. Genau 13 Stunden und 59 Minuten benötigte der Radsportler aus Unna für seine Fahrt.

Jon Knolle startet bereits im dritten Jahr für das Team SKS Sauerland NRW. Er kommt aus der Nachwuchsschmiede des RSV Unna und wurde im letzten Jahr NRW-Zeitfahrmeister. Hier ist ein Statusbericht des 21-Jährigen, der in seinem Team die Rolle des Tempomachers inne hat.

So sieht Jon Knolle die Corona-Krise:

Mein Name ist Jon Knolle. Ich fahre für das KT Team SKS Sauerland. Und wie jeden Bereich des Lebens hat Corona auch die Radsportwelt eingefroren. Was macht das Virus mit mir? Wie beeinflusst es meinen Alltag?

Grundsätzlich haben wir Radfahrer den Vorteil, dass der Kern unseres Sports an der frischen Luft stattfindet. Und das Wichtigste: Allein. Natürlich trainiert jeder auf Ziele in Form von Rennen hin. Das einfache Radfahren wird durch das Corona-Virus jedoch so gut wie gar nicht beeinträchtigt. Und mehr noch: Trainingsausfahrten zu zweit sind erlaubt.

Nach den ersten Rennabsagen brach zwar zunächst der Traum von einer erfolgreichen Saison zusammen, mit jedem Tag mehr lerne ich jedoch besser mit der Situation umzugehen. Endlich kann ich einfach nur Radfahren, ohne Stress, ohne Druck, ohne große Erwartungen. Gerade für den Kopf sehe ich Corona als eine Chance. Eine Chance neue Dinge auszuprobieren, eine Phase für Experimente, für Kreativität. In einer Zeit ohne Radrennen entdecken viele Radsportler die Online-Plattform Zwift. In einer virtuellen Welt besteht die Möglichkeit, gegen Radfahrer auf der ganzen Welt Rennen zu fahren.

Auch wir aus dem Team Sauerland fahren zur Zeit mehrere Rennen auf dem Smart-Trainer, der Rolle. Vor ein paar Tagen wurde die Rennserie der deutsche Radbundesliga aus der Schockstarre befreit. An den nächsten vier Samstagen finden virtuelle Rennen statt. Eine Chance für uns Radsportler uns mit der nationalen Konkurrenz zu vergleichen.

Neben Zwift zeichne ich schon seit fast fünf Jahren meine sportlichen Aktivitäten mit der GPS-Tracking-App Strava auf. In der rennfreien Zeit müssen andere Herausforderungen her. Auf Streckensegmenten messe ich mich mit anderen Radfahrern aus der Region. Stresshormone kitzeln, den Körper ans Limit bringen, fehlende Rennen kompensieren – zumindest ansatzweise. Und all diese Möglichkeiten schaffen ja auch wieder neue Motivation. All das sind Rettungsringe in dieser außergewöhnlichen Zeit. Corona ist keine blinde Katastrophe, für mich persönlich ist Corona eine unvorhergesehene Chance für den Kopf, durch die ich noch stärker zurückzukommen kann.