Duisburg/Köln – Der Radsportverband NRW trauert um Jürgen Kißner. Ein Urgestein des gesamtdeutschen Radsports ist heute Morgen in Köln nach kurzer schwerer Krankheit mit 76 Jahren verstorben.
Der Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele 1968 in Mexiko wurde in Luckau bei Cottbus geboren. Schon früh startete er seine erfolgreiche Karriere. 1956 gewann er alleine 50 Jugendrennen auf Bahn und Straße für die Polizeisportgemeinschaft Dynamo Cottbus. Seinen ersten Meistertitel in der DDR holte er sich 1960 in der Einerverfolgung auf der Bahn. Es folgten zwei DDR Meistertitel im Bahnvierer.
Erstmals wurde Kißner als gerade einmal 18jähriger 1960 für die Olympischen Spiele in Rom nominiert – als Ersatzmann für den DDR Bahnvierer, kam aber nicht zum Einsatz. Bei einen damals üblichen Auswahlrennen zur Bildung einer gesamtdeutschen Mannschaft für die Olympischen Spiele in Tokio 1964 setzte er sich von der DDR Delegation ab und blieb in der Bundesrepublik.
Nach kurzen Querelen durfte der mittlerweile in Köln ansässige Brandenburger für den BDR an den Olympischen Spielen in Mexiko teilnehmen. Hier kam es zum Eklat, als ein Jurymitglied aus der DDR einen Ablösefehler im Bahnvierer meldete und die bundesdeutsche Auswahl daraufhin disqualifiziert wurde. Ein Jahr später erhielt der „Vierer“ mit Karl-Heinz Henrichs (Bocholt), Udo Hempel (Büttgen), Karl Link (Herrenberg) und Jürgen Kißner nachträglich die Silbermedaille zugesprochen.
Nach seiner Karriere und Studium an der Sporthochschule Köln arbeite Kißner als Landestrainer im Radsportverband NRW und bereitete Udo Hempel und Günter Schumacher für die Olympischen Spiele in München vor. Bis 2007 war er Lehrer, u. a. im Fach Radsport, an der Gesamtschule Rodenkirchen.
Bis vor wenigen Tagen war Jürgen Kißner noch auf der Albert-Richter-Bahn in Köln-Müngersdorf aktiv. Seine immense Erfahrung hat der Radsporttrainer gerne weitergegeben. Gerade der ganz junge Radsportnachwuchs lag ihm besonders am Herzen.
Jürgen Kißner hinterlässt eine Lücke, die nicht einfach zu schließen ist. Seine freundliche, motivierende Stimme fehlt schon jetzt. Danke Jürgen Kißner.
(Text: St. Rosiejak/Foto: Renate Franz)