Der Corona-Virus beherrscht seit Wochen das tägliche Leben. Privat, beruflich und auch sportlich ist alles eingeschränkt. Das Training ist für Radsportler zwar möglich, an’s Rennen fahren ist vorerst aber nicht zu denken. Wir haben die Trainer und Teamleiter des Radsportverbandes NRW zu der Situation befragt. Unsere kleine Interview-Reihe setzen wir fort mit Torsten Schmidt, Landestrainer U17.
Wie stark rücken die aktuellen Nachrichten für dich als Trainer in den täglichen Fokus?
Bei jedem Öffnen von Nachrichten zum Thema Corona ist die Hoffnung, dass die Menschheit Herr der Lage wird, ganz weit vorne. Nachrichten von relevanten Institutionen, wie zum Beispiel dem BDR, DOSB und natürlich der Regierung haben absolute Priorität.
Zusammen mit den Rennfahrern habt Ihr die Saison und mögliche Höhepunkte besprochen. Wie stellt man die Sportler in dieser ungewissen Zeit, in der sich die Absagen häufen, mental ein?
Als wichtigsten Punkt sehe ich die Akzeptanz der Situation. Nur mit einem klaren Kopf kann ich mich auf die sportliche Entwicklung konzentrieren. Nachdem ich selber fast 30 Jahre Wettkämpfe bestritten habe, habe ich den höchsten Respekt für die jungen Rennfahrer/innen, die sich jetzt ohne Rennen motivieren können. Ich finde, dass jetzt unter den gegebenen Umständen, die persönliche sportliche Entwicklung im Vordergrund stehen muss und das ist die neue Zielsetzung.
Die ursprünglichen Trainingspläne sind wegen dem Coronavirus über den Haufen geworfen. Wie sieht das aktuelle Programm für die Sportler aus, was steht jetzt im Vordergrund?
Die Sportler aus dem U17-Kader halten seit Beginn der Mitgliedschaft im Landeskader ihre Motivation aufrecht. Alle Sportler/innen trainieren fleißig unter Beachtung der staatlichen Vorschriften. Schwerpunkte wie zum Beispiel ein kraftorientiertes Training oder die Athletik können zur Zeit ohne Wettkämpfe besser und intensiver durchgeführt werden. Da es sich um junge Sportler/innen aus dem Nachwuchsbereich handelt, sehe ich gerade im Training mit viel Qualität zur persönlichen Entwicklung das Positive in der traurigen Situation.
Wie wichtig wird das virtuelle Angebot, sich „gemeinsam“ vor dem Bildschirm zum Radfahren zu treffen? Und könnt ihr euch vorstellen, dass das oder Teile davon im Training oder Vorbereitung eine Rolle spielen?
Diese Angebote sind natürlich wunderbar, doch bis jetzt, mit dem sonnigen Wetter und keinem ausgesprochenen Hausarrest, habe ich keine Notwendigkeit gesehen. In einigen Wochen werde ich sicherlich eine Empfehlung zu einigen E–Wettkämpfen aussprechen. Etwas Abwechslung, Kräftemessen und intensive Belastungen werden unsere Sportler bei Laune halten, wobei ich es aus verschieden Gründen für eine freiwillige Maßnahme halten werde. Das Equipment ist nicht ohne erhebliche Kosten und die Leidenschaft zum Radfahren in der Natur, gerade in den hellen Monaten, ist nicht zu unterschätzen.
Bringt diese Zeit über die Corona-Krise hinaus im täglichen und sportlichen Leben ein Umdenken mit sich?
Im sportlichen Leben wird es gerade trotz der Krise nicht langweilig. Die ganzen Planungen für die Wettkämpfe müssen revidiert werden und die Betreuung der Sportler ist umfangreicher. Auch wenn der Sport für uns alle das wichtigste Hobby der Welt ist, so hat für mich persönlich die Gesundheit und der Kampf gegen einen unbekannten Virus auf der ganzen Welt höchste Priorität. Die tollen und harten Momente im Sport mit unglaublichen Emotionen und Freundschaften ohne Grenzen sind zur Zeit nur wunderschöne Erinnerungen, die hoffentlich bald für uns alle wiederkehren. Ich hoffe für die jungen Sportler, dass auch sie nach einer langen sportlichen Laufbahn diese tollen Momente in traurigen Situation abrufen können.