Chies d´Albago/Essen – Ben Zwiehoff (21/Team Bergamont) vom MSV Essen-Steele 2011 feierte am vergangenen Wochenende den größten Erfolg seiner Radsport-Karriere. Bei der im italienischen Ort Chies d´Albago ausgetragenen MTB-Europameisterschaft holte er gemeinsam mit der deutschen Mannschaft sensationell den Titel des Europameisters.
Für diesen nur im Rahmen von Welt- und Europameisterschaften ausgetragenen Wettbewerb schicken die teilnehmenden Nationen jeweils 4 Starter ins Rennen. Dabei ist vorgeschrieben, dass eine Frau, ein Juniorenfahrer und ein Fahrer der U23 zusammen mit einem Herren-Elitefahrer die Mannschaft bilden. Jeder dieser Fahrer hat eine Runde auf dem rd. 5 Kilometer langen Kurs zu fahren. Dieser Wettkampf ist nicht nur besonders prestigeträchtig, das Ergebnis zählt auch für die Nationenwertung der Weltrangliste, nach der u.a. die Anzahl an Olympiastartplätzen für jedes Land vergeben wird. Entsprechend hochkarätig werden diese Staffeln von allen Nationaltrainern besetzt, wobei die genaue Reihenfolge der Fahrer freigestellt ist. Dies führt zu zusätzlicher Spannung, da der Rennverlauf dadurch kaum vorherzusagen ist.
Zwiehoff, der aufgrund seiner bisherigen guten Saisonleistungen von Bundestrainer Peter Schaupp als U23-Fahrer nominiert wurde, war vor dem Start entsprechend nervös. „Die Nominierung für die Staffel bedeutet immer eine besondere Auszeichnung, daher bin ich sehr stolz“, kommentierte der junge Essener seine Aufstellung. „Ich werde alles tun, das Vertrauen, das in mich gesetzt wird, zu rechtfertigen“.
Nachdem Startfahrer Max Brandl auf Platz 10 an Zwiehoff übergab, startete dieser eine fulminante Aufholjagd. Obwohl er durch langsame Fahrer in engen Streckenabschnitten immer wieder aufgehalten wurde, machte Zwiehoff im Hochgeschwindigkeitstempo insgesamt 6 Plätze gut und fuhr die deutsche Staffel auf den 4. Platz nach vorne.
„Nachdem ich nach meiner Runde zurückkam, war ich zwar zufrieden, doch ich wusste ja nicht, was diese Fahrt am Ende wert ist“, sagte Zwiehoff unmittelbar nach seinem Einsatz. „Jetzt müssen wir warten und hoffen; schlecht ist die Ausgangsposition nicht“.
Die deutsche Damenstarterin, Helen Grobert, zeigte auf dem schweren Kurs an Startposition 3 ein fantastisches Rennen. Sie fuhr auf Platz 2 vor und übergab mit rd. Minute Rückstand auf die Italienische Staffel an den Schlussfahrer der Detuschen, Manuel Fumic. Fumic, als amtierender Vize-Weltmeister und aktuell bester deutscher Mountainbiker setzte den führenden italienischen U23-Fahrer Bertolini von Anfang an stark unter Druck. In der Folge leistete sich dieser mehrere schwere Schaltfehler, die dazu führten, dass dem Italiener die Kette riss. So war der Weg frei für den ersten Titelgewinn einer deutschen Mannschaft seit Bestehen der internationalen Staffelwettbewerbe 1990.
Für Zwiehoff war es bereits seine zweite internationale Medaille. Im Vorjahr war mit der deutschen Staffel bereits Vize-Europameister geworden. Im U23-Einzelrennen ging er daher besonders motiviert an den Start, wobei er das Handicap hatte mit Startnummer 31, also von sehr weit hinten starten zu müssen. „Ich entschloss mich, in der hektischen Startphase ruhig zu bleiben und sicher zu fahren. Bei internationalen Meisterschaften passiert gerade beim Start häufig ein Sturz, da wollte ich mich raushalten.“ Dies gelang Zwiehoff auch, so dass er von Platz 18 nach der Startrunde sukzessive bis auf Platz 7 vorfuhr. „Mit diesem Ergebnis bin ich sehr zufrieden; aus der Startposition ist es unmöglich ganz nach vorne zu fahren, aber mit dem 7. Platz habe ich die Norm für die Weltmeisterschaft erfüllt. Zusammen mit dem Europameistertitel in der Staffel war es einfach ein perfektes Wochenende.“
Unmittelbar nach dem Rennen flog Zwiehoff weiter nach Kanada, wo in den nächsten 2 Wochen jeweils ein Weltcup-Rennen auf dem Programm steht.
(Text: Hansjörg Zwiehoff/MSV Steele – Fotos: Armin Küstenbrück)