Herzogenrath – Der Radsportverband Nordrhein-Westfalen geht mit einer neuen Satzung in die Zukunft. Teil dieser Satzung ist auch eine «Doping-Klausel», nach der der Anti-Doping-Kampf des Verbandes auch Eingang in die entsprechenden Unterlagen findet. Im entsprechenden Paragraphen der Satzung heißt es: «Der Radsportverband Nordrhein-Westfalen verpflichtet sich das Doping mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen und für Maßnahmen einzutreten, die den Gebrauch von verbotenen leistungssteigernden Substanzen unterbinden.»
Nach langwieriger und zum Teil detailverliebter Grundsatz-Diskussion wurde die neue Satzung mit 150 Stimmen bei sechs Enthaltungen und 23 Gegenstimmen angenommen.
Geführt wird der Verband weiterhin von Toni Kirsch. Der Bergheimer wurde bei neun Gegenstimmen und drei Enthaltungen in seinem Amt bestätigt. Einen Gegenkandidaten für Kirsch hatte es nicht gegeben. Also Vizepräsident Rennsport wurde bei einer Enthaltung der bisherige kommissarische Amtsinhaber Jens Hinder gewählt. Der Arzt aus Münster hatte im Präsidium bereits seit August entsprechend verantwortlich mitgearbeitet. Als Vizepräsident für Hallenradsport und Sportentwicklung wurde Josef Pooschen in seinem Amt bestätigt.
Als Nachfolger für den Anfang März zurückgetretenen Vizepräsidenten Breitensport, Heinz Zimmermann, wählten die Delegierten der Radsportbezirke Albert Schmidt aus dem Bezirk Mittelrhein-Süd. In das erstmals vergebene Amt des Vizepräsidenten für Marketing und Kommunikation wurde Günther Ganter vom RC Adler Köln gewählt. Erster «Vertreter der Bezirke» im Präsidium des Verbandes ist ab sofort Jürgen Neuhoff aus dem Radsportbezirk Westfalen-Mitte.
Als Koordinatoren für Radball und Radpolo wurden Walter Willuweit, für Bahnradsport Udo Rees, für Radtourenfahren Peter Zimmer, für Mountainbike Jürgen Isenhardt, für Frauensport Liane Gaffron, für Trialsin Wigbert Zudrop und für Einradfahren Herbert Clahsen gewählt. Beisitzer Recht ist weiterhin Michael Minnerop, Kassenprüfer Klaus Thumel. Koordinator für Kunstradfahren ist für zunächst ein Jahr Klaus Külschbach. Als stellvertretende Jugendleiterin bestätigte die Versammlung Simone Schlösser, als stellvertretende Kassenprüferin wählte sie Elke Engel.
Der Antrag auf Erhöhung des Mitgliedsbeitrages wurde vom Präsidium zurückgezogen. «Wenn wir keine klare Mehrheit bekommen, nehmen wir den Antrag vom Tisch», so Kirsch. «Damit haben wir allerdings künftig große Probleme bei der weiteren Unterstützung der Radsportjugend in der bisher geplanten Form.»
In einer von Beginn an turbulenten Veranstaltung hat Kirsch eine grundsätzlich positive Bilanz des vergangenen Jahres gezogen. Mit der Satzungsänderung seien die Weichen für eine gute Zukunft des Verbandes gestellt worden, so Kirsch. Gleichzeitig verwies er auf die derzeit erstklassigen Verbindungen zum Land Nordrhein-Westfalen, zum Landessportbund, der Sportstiftung NRW, dem Olympiastützpunkt Rheinland, dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) sowie inzwischen auch zur Sporthochschule Köln und die damit erreichte Vernetzung des Verbandes.
Sportlich stand der Nachwuchs im Mittelpunkt der Jahresbilanz. «Wir haben die Zahl der Teilnehmer an den Weltmeisterschaften im Vergleich zu 2007 um 300 Prozent gesteigert», so Kirsch. Insgesamt waren vier Junioren bei den Weltmeisterschaften auf Bahn, Straße und im Gelände am Start. «Im Vorjahr war es nur einer.» Erfolgreich sei die Bilanz außerdem unter anderem bei den Deutschen Meisterschaften auf der Bahn in Büttgen, «unsere Sportler haben ihren Heimvorteil genutzt», und bei den Kunstradsportlern, «in diesem Bereich mache ich mir keine Sorgen», so Kirsch.
Zu den Leistungssport-Konzepten des Verbandes äußerte sich auch Jens Hinder: «Mein Ziel ist es, dass wir Mannschaften in allen Altersklassen haben und Namen von der U17 über die Junioren bis in die U23 in den entsprechenden Listen finden, dass die Athleten stolz sind, das Trikot des Radsportverbandes Nordrhein-Westfalen zu tragen und sich innerhalb der Teams entwickeln können», so Hinder.
Auch wirtschaftlich habe sich der Verband gut entwickelt. «Wir haben unsere Rücklagen auf das vorgeschriebene Maß aufgestockt, damit sind in diesem Jahr keine Rücklagen mehr nötig und wir können entsprechend in den Leistungssport investieren», so Kirsch.
Eindringlich warb Kirsch für die Förderung des Nachwuchses. «Wir brauchen ein Trainingskonzept, das sich über den Spaß am Sport definiert. Wir brauchen Mitspracherechte und Mitverantwortung für den Nachwuchs», so Kirsch. «Zukunftssicherung für unsere Vereine heißt, Jugend und Alter zusammenzubringen», so Kirsch. «Dafür müssen wir in die Offensive gehen.» Diese Offensive versprach Kirsch auch für seine weitere Amtszeit. In eine ähnliche Kerbe schlug auch Hinder: «Wir müssen eine breite Basis schaffen, aus der wir unser Potential ziehen können.» Teil der entsprechenden Planungen ist ein neues Gesamtkonzept zur Zusammenarbeit mit Schulen.
Gleichzeitig nutzte Kirsch die Gelegenheit, sich eine Woche vor den Wahlen zum Präsidium des BDR klar hinter den bisherigen Präsidenten Rudolf Scharping zu stellen. Es sei allerdings nicht so, dass er Scharping blind folge, so Kirsch. «Aber bei meinem jetzigen Informationsstand zum Kandidaten Dieter Berkmann habe ich große Probleme einen Kandidaten zu wählen, der weder Erfahrung in der Führung eines Vereines noch eines Verbandes hat», so Kirsch. Außerdem verurteile er es, «wenn ohne großes Hintergrundwissen und Detailkenntnis Polemik gemacht wird», so Kirsch.
Als Jugendleiter nahm Kirsch außerdem die Geschäftsstelle des nationalen Verbandes in Schutz. Er könne behaupten, dass er durch seine Arbeit wahrscheinlich mehr Kontakt zu den Mitarbeitern in Frankfurt habe als die Präsidenten der meisten anderen Landesverbände. «Ich kann nur sagen, wer arbeitet, macht auch Fehler. Nur wer nicht arbeitet, macht keine Fehler», so Kirsch.
In Zukunft hat der Radsportverband Nordrhein-Westfalen einen Bezirk weniger. Mit dem Bezirk Westfalen-Süd wird der kleinste der administrativen Unter-Bereiche des Landesverbandes aufgelöst, da für die bisherige Vorsitzende Brigitte Fey kein Nachfolger gefunden werden konnte. Die Vereine werden mit Ausnahme der Hallenradsportler des TV Jahn Siegen, die aus sportlichen Gründen dem Bezirk Köln zugeordnet werden, künftig dem Bezirk Westfalen-Mitte angeschlossen. «Wir freuen uns auf Euch», so Jürgen Neuhoff, Vorsitzender des Bezirkes Westfalen Mitte.
Gastgeber für die Jahreshauptversammlung war in diesem Jahr der RC 09 Herzogenrath-Noppenberg unter Vorsitz von Hans-Leo Sevenich, der die Gelegenheit nutzte, schon jetzt für den 16. und 17. Oktober zu den Deutschen Meisterschaften im Hallenradsport der Elite einzuladen. Die Grüße der Gastgeber-Stadt überbrachte Christoph von den Driesch, Bürgermeister der Stadt Herzogenrath. Zu den Ehrengästen der Versammlung gehörten außerdem Dieter Kreutz, Vorsitzender des Stadtsportverbandes Herzogenrath sowie Heinz Keutgens, Vorsitzender des Radsportbezirkes Aachen.