Köln – Viele werden die Albert-Richter-Bahn in Köln kennen, eine der wenigen in NRW noch existierenden Radrennbahnen, die auch vom Breitensport rege genutzt wird. Was die meisten nicht wissen: Das Gebäude heißt “Radstadion Köln” und nur das Holzoval, die eigentliche Bahn, wurde vor einem Vierteljahrhundert nach Albert Richter benannt.
Der Namensgeber Albert Richter war in den 30er Jahren einer der besten Bahnradfahrer seiner Zeit, Weltmeister der Amateure und als “Der deutsche Achtzylinder” mit seiner eleganten Fahrweise einer der Stars im Profilager. Die Fahrer waren auf der Bahn Konkurrenten, aber abseits des Sports verband viele eine innige Freundschaft und sie reisten gemeinsam von Rennen zu Rennen.
Die Nationalsozialisten bezeichnete Richter als “Verbrecherbande”, verweigerte bei Siegerehrungen den Hitlergruß, erteilte der Gestapo Absagen für Spitzeleien gegen andere Sportler und hielt fest zu seinem jüdischen Trainer und Manager Ernst Berliner, auch nach dessen Emigration.
Am 31.12.1939 fuhr er mit dem Zug in die Schweiz, in seinen Reifen versteckte er Geld für jüdische Freunde. An der Grenze wurde er zielgerichtet durchsucht und verhaftet. Zwei Tage später war Albert Richter tot. Zunächst hieß die Todesursache “Skiunfall”, dann “auf der Flucht erschossen”, am Ende “Selbstmord”, aber als sein Bruder ihn am 3. Januar 1940 im Gefängnis von Lörrach besuchen wollte, fand er Richters blutverschmierte Leiche mit Löchern in der Kleidung vor, was einen gewaltsamen Tod durch die Gestapo nahelegt.
Alle Versuche Ernst Berliners, den Tod seines Freundes und Schützlings nach dem Zweiten Weltkrieg im Land der Täter aufzuklären, scheiterten an einer Wand des Schweigens. Albert Richter starb für seine weltoffene und humanistische Haltung. Wäre es nach den Nazis gegangen, wäre sein Name für allezeit aus der Archiven gelöscht worden, was glücklicherweise durch engagierte Menschen verhindert wurde.
Wir meinen, es ist überfällig, das Radstadion selbst nach Albert Richter und den Vorplatz nach Ernst Berliner zu benennen und ihnen damit gemeinsam ein würdiges Denkmal zu setzen. Deshalb haben wir gemeinsam mit Kommunalpolitikern eine Initiative gegründet, die dies fordert und in die Gremien trägt. Zu den Erstunterzeichnern gehören die Kölner Radsportvereine Scuderia Südstadt e.V. und Racing Team Cölle dasimmerdabei e.V. mit vielen ihrer Mitglieder. Zur Unterstützung haben wir eine Online-Petition gestartet, die Ihr unter https://www.openpetition.de/albertrichterstadion findet.
Text: Pressemitteilung der Kölner Vereine Scuderia Südstadt und RTC DSD
Foto: Renate Franz