Vier NRW-Sportler bei der MTB-Cross-Country WM in Cairns/Australien

Der Höhepunkt des Wettkampfjahres 2017 im MTB-Cross-Country waren die Weltmeisterschaften im australischen Cairns. Insgesamt nur 20 Sportlerinnen und Sportler wurden vom Bund Deutscher Radfahrer dafür nominiert. Mit dabei gleich vier Sportler aus dem Radsportverband NRW.

Franziska Koch, Juniorenfahrerin des RSV Unna und Multitalent, das sowohl auf der Straße als auch auf dem Mountainbike schon Deutsche Meisterin ist, hatte sich gleich zu Beginn der Saison ihr Ticket nach Australien gesichert. Leon Kaiser (MSV Essen-Steele), der im Jahr 2016 Deutscher Meister in der U17 wurde und jetzt in der Juniorenklasse U19 startet, hatte sich ebenfalls in seinem ersten Jahr in dieser Altersklasse für die WM qualifiziert. Dazu wurden die beiden Elitefahrer und MTB-Profis Markus Schulte-Lünzum (Focus XC Team) und Ben Zwiehoff (Bergamont Factory Racing) von Bundestrainer Peter Schaupp nominiert.

Vier NRW-MTB-Sportler von 20 WM-Teilnehmern, also 20% der deutschen Mannschaft bei der MTB-WM kamen damit aus NRW; eine Quote, die es noch nie gegeben hat.

In Australien, also am anderen Ende der Welt und genau in Cairns in Queensland fand die MTB-CC-WM statt. Für die Fahrer war der Kurs in Cairns ein echtes Abenteuer. Mitten im Dschungel des australischen Regenwaldes gelegen, liegt eine technisch und konditionell extrem fordernde Strecke, bei der es auch nichts Ungewöhnliches ist, auf Schlangen oder Vogelspinnen zu treffen. Dazu kommt die Herausforderung, mit der Hitze klarkommen zu müssen, denn selbst im australischen Winter, der jetzt herrschte, betragen die Tages-Temperaturen immer noch 27 Grad und mehr.

Zum Glück hatten unsere WM-Starter ausreichend Zeit, sich auf den Klimawechsel und die Strecke einzustellen. Rund zehn Tage vor der WM traf die deutsche Delegation in ihrem Quartier im paradiesischen Trinity Beach am Pazifischen Ozean ein. Direkt an einer Lagune gelegen, in unmittelbarer Nachbarschaft des Great Barrier Reef, residierte das deutsche Team. Beste Voraussetzungen, um sich mit den Verhältnissen vertraut zu machen. So ging es in den ersten Tagen in „down under“ darum, die Zeitumstellung von acht Stunden zu bewältigen und sich im Training zu akklimatisieren. Nach einer Woche war es dann so weit: Die WM-Strecke wurde durch die UCI zur Besichtigung und zum Training freigegeben. Und schon nach dem ersten Training war klar, dass es heiß, hart und heftig werden würde.

Den ersten Einsatz hatte Franziska Koch bereits in der deutschen Staffel. Ein siebter Platz war zwar nicht das erhoffte Ergebnis für das deutsche Team, doch hatte unsere Juniorenfahrerin aus NRW so zumindest die Gelegenheit, die Strecke schon einmal im Renntempo unter die Räder zu nehmen. Dieser Vorteil sollte sich im Rennen der Juniorinnen einen Tag später schon auszahlen.

Foto © EgoPromotion Martin M. Küstenbrück

Franziska hatte zwar am Start Pech und wurde stark behindert, so dass sie das Rennen von ganz hinten aufnehmen musste. Mit einer bärenstarken Leistung insbesondere bergauf, schaffte sie es aber, sich bis zur letzten Runde sogar auf Platz 3 (!) vorzukämpfen. Leider musste sie ihrer Aufholjagd in der letzten Runde etwas Tribut zollen und wurde so am Ende „nur“ Fünfte. Mit diesem Ergebnis war sie die beste deutsche Juniorin; das übrigens in ihrem ersten Juniorinnenjahr.

Leon Kaiser ging mit Startnummer 53 ins Rennen der Junioren und startete gleich zu Beginn eine tolle Aufholjagd. 30 Plätze machte er in den ersten beiden Runden gut und fuhr danach stabile Rundenzeiten, die ihn bis in die Top 20 geführt hätten. Leider verhinderte eine lockere Steckachse am Hinterrad, durch die die Schaltpräzision verloren ging, dass Leon auf diesem Weg erfolgreich war. Platz 24 am Ende des Rennens ist trotzdem ein hervorragendes Ergebnis, mit dem Leon auch sehr zufrieden war.

 

Foto © Hans-Jörg Zwiehoff

 

Die Erfahrungen, die beide Junioren bei ihrer WM-Premiere sammeln konnten, werden für ihre weiteren Karrieren sicherlich noch sehr wertvoll sein.

Erfahrung hatten Markus Schulte-Lünzum und Ben Zwiehoff als MTB-Profis vom Focus-XC-Team bzw. dem Bergamont Factory Team schon gesammelt. Beide sind es seit Jahren gewohnt, bei einer WM dabei zu sein. Die Startplätze 42 und 44 in der Eliteklasse bedeuten allerdings bei einer nur kurzen Startrunde ein gewisses Handicap, denn die Strecke in Cairns bot nur wenige Überholmöglichkeiten. So wollten beide mit einem sehr schnellen Start möglichst viele Plätze gut machen, wurden aber durch einen Sturz vor ihnen gleich zu Beginn des Rennens behindert. Zusammen lagen sie in den ersten Runden nur auf Plätzen zwischen 40 und 50. In der dritten von sieben zu fahrenden Runden fand Markus immer besser ins Rennen und konnte sich bis auf Platz 25 vorfahren, als ihn ein Reifendefekt erwischte, so stand am Ende nur Platz 35 im Ergebnis.

Ben bekam nach den Startproblemen das Rennen nie richtig in den Griff. „Meine Beine wollten einfach nicht richtig heute,“ sagte er im Anschluss ans Rennen. „Ich habe alles versucht, doch es lief einfach nicht. Zudem hatte ich schon frühzeitig Krampfansätze, die mich dazu zwangen, ruhiger zu fahren. Ich bin nicht hundertprozentig zufrieden, aber so ist Racing.“ Platz 48 ist unter diesen Umständen eine noch akzeptable Leistung.

Foto © EgoPromotion Martin M. Küstenbrück

Die Leistungen unserer vier Mountainbike-Aushängeschilder aus dem Radsportverband NRW sind der Beleg für die tolle Arbeit unserer Trainer in den Vereinen und im Verband, für die wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken. Den WM-Fahrern wünschen wir eine erfolgreiche restliche Saison und freuen uns gemeinsam mit ihnen auf viele weitere Erfolge und gute Ergebnisse.

(Der Beitrag wurde erstellt von Hans-Jörg Zwiehoff, der unsere MTB-ler als Vater und Betreuer begleitete)