Essen/Champéry – Die Junioren-Weltmeisterschaft ist die wichtigste Veranstaltung für die kommenden Olympiastars im Mountainbike-Sport. Der 17-jährige Ben Zwiehoff aus dem Landeskader NRW stand mit den 100 besten MTB-Sportlern der Welt aus 28 Nationen in Champéry (Schweiz) am Start, um den Junioren-Weltmeister 2011 zu ermitteln.
Auf dem fahrtechnisch zu den schwierigsten Strecken der Welt zählenden Weltmeisterschaftsparcours mussten sich die Fahrer in der Hellzone (Höllenzone) unter anderem einen 2,5 Meter tiefen Sprung hinunterstürzen. Zahlreiche Wurzelpassagen sowie ein über einen Kilometer langer Steilanstieg rundeten die Strecke ab und machten allen Beteiligten klar, dass die WM ein eigenes Niveau hat.
Ben Zwiehoff hatte erneut das Pech, in der Startaufstellung weit hinten zu stehen. Von Platz 84 musste der junge Essener starten, sah dies nach den Erfahrungen der Saison im Vorfeld aber gelassen: „Bei der Europameisterschaft bin ich ebenfalls von ganz hinten gestartet und konnte mich bis auf Platz 15 vorfahren, vielleicht gelingt mir hier ein ähnlicher Husarenritt,“ sagte Zwiehoff kurz vor dem Start. Tatsächlich gelang ihm wieder eine sensationelle Startrunde, in deren Verlauf er sich bereits auf Platz 30 vorfahren konnte. Vielleicht wäre es sogar noch weiter nach vorne gegangen, hätte nicht ein gestürzter Fahrer die Abfahrt Richtung Ziel kurzzeitig blockiert und einen großen Stau im Feld verursacht. Zwiehoff ließ sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen, fuhr in den technischen Passagen sicher und hielt sich in den Flachstücken taktisch klug im Windschatten einer größeren Gruppe auf. Ohne an die letzten Reserven gehen zu müssen, fuhr er sich immer weiter vor und wurde eingangs der letzten Runde auf Platz 21 notiert. „Ich wollte aber unbedingt unter die besten 20 der Welt kommen und so gab ich in der letzten Runde noch einmal Vollgas. Die Gruppe, die aus sieben Fahrern bestand und um Platz 17 bis 24 kämpfte, musste ich unbedingt noch vor dem großen Sprung auseinanderreißen, daher legte ich alle Reserven in meinen Angriff in der Schlussrunde“, erläuterte er den weiteren Rennverlauf.
So ging Zwiehoff schließlich gemeinsam mit nur noch einem weiteren deutschen Fahrer in den Schlussanstieg und die anschließende Abfahrt Richtung Ziel. Hier wurde dann noch einmal deutlich, wie wichtig die Fahrtechnik und Konzentration auf der Strecke in Champéry war: Am schwierigsten Abschnitt musste Zwiehoff kurz vom Rad und entschloss sich dann, den folgenden Streckenteil sicherheitshalber zu laufen. Sein Teamkamerad, Martin Frey, konnte ihn da überholen, erwischte aber die Anfahrt zur folgenden Wurzelpassage nicht mehr richtig, stürzte und musste aufgrund eines technischen Defektes zu Fuß ins Ziel, wodurch er noch sechs Plätze verlor. Zwiehoff dagegen sprang nach dem „Sicherheitslauf“ wieder auf sein Rad, fuhr die verbleibende Strecke bis ins Ziel „am Anschlag“ und konnte so die hinter ihm heranjagende Gruppe auf Distanz halten. Platz 17 verkündete der Streckensprecher schließlich für den jungen Essener, der nach seinem Zieleinlauf sichtlich zufrieden den Jubel der Zuschauer genoss. „Vor so einer Kulisse und auf so einer schweren Strecke überhaupt ins Ziel kommen zu dürfen, war schon eine tolle Erfahrung. Dass ich dabei noch so weit vorn gelandet bin, ist umso schöner. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich hier unter die besten 17 Fahrer der Welt komme, hätte ich ihm nicht geglaubt.“
Mit diesem Ergebnis, Zwiehoff war bester deutscher Fahrer seines Jahrgangs, hat er nicht nur sein tolles Ergebnis von der EM nochmals übertroffen, sondern sich auch in der absoluten Weltspitze im Juniorenbereich etabliert. Da er außerdem zum jüngeren Jahrgang der Junioren zählt, ist er auch im nächsten Jahr noch in der Juniorenklasse startberechtigt. Vielleicht gelingt ihm dann sogar der ganze große Wurf. „Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Ich möchte meinen Erfolg erst einmal überhaupt begreifen und dann sehe ich in Ruhe weiter. Im nächsten Jahr werde ich mein Abitur am Burggymnasium in Essen machen, da geht die Schule erst einmal vor. Danach werde ich mich aber voll auf den Sport konzentrieren; was dann möglich ist, werden wir sehen“, nimmt Zwiehoff zu seinen Zukunftsplänen Stellung.